Samstag, 6. Februar 2021

Esthers Waldgeflüster - Alle 11 Minuten verliebt sich ein Bier in mich

Alle 11 Minuten verliebt sich ein Bier in mich

 

Es ist nervenaufreibend. Das Jammern in meinem Bierkeller nimmt nicht ab.

Was einst eine traumhaft komfortable Situation war, ist nun unkontrollierbar geworden.

Ich habe einen Keller voller Geliebter, die mir langsam die Schweißperlen auf die Stirn treiben.

In meinem Alter kann ich nicht mehr alle Wünsche erfüllen und die AHA Regeln tun ihr Übriges.

 

Vor der Pandemie war es perfekt! Wenn ich schlapp machte und die Unbefriedigten zu nörgelig wurden, veranstaltete ich einfach eine Bierverkostung. So konnte ich nach dem Rotationsprinzip jedem Bierchen seine Ehre und seinen Gaumen zur Verfügung stellen.

 

Aber jetzt: Ich mag da schon gar nicht hinabsteigen. Alle kehren mir ihr Mindesthaltbarkeitsdatum zu. Alle schwören, dass sie jetzt am schönsten und köstlichsten seien und, dass sie mich in ungeahnte Ekstasen versetzen könnten.

Neulich haben sie mal den absoluten Aufstand probiert und sind kreuz und quer durch die Regale gesprungen. Einige haben sich vom obersten Brett fallen lassen, andere sind in ihrem cholerischen Wahn vor Wut zersprungen. Nun sind die Temperaturen gefallen und ich hoffe, dass sich die Gemüter beruhigen, abkühlen, und dass mit den Blindverkostungen ein wenig Gleichgewicht und Harmonie einkehrt.

Eines ist mir klargeworden: Platonische Liebe ist meinen Bieren ein Fremdwort!

 

Esther Isaak

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